DIE DOSE AM DANCEFLOOR

In der Wiener Kult-Disco Volksgarten wird seit Kurzem Wasser in Form der Blue-Bomb- Dose verkauft. Das junge Publikum steht auf das zeitgemäße Gebinde und trinkt mehr Wasser denn je.
Text: Wolfgang Schedelberger; Fotos: Rainer Fehringer

Ali Pascha ist seit 15 Jahren für die Bespielung des Wiener Volksgartens verantwortlich. Während viele populäre Clubs nach ein paar Jahren ihren Sex-Appeal verlieren, ist es Ali Pascha und seinem Team gelungen, den Volksgarten ohne Unterbrechung als eine der angesagtesten Night-Locations der Stadt zu führen. Sein Erfolgsgeheimnis? Nicht zu glauben, selbst alles besser zu wissen, sondern das Ohr ganz nahe bei den Gästen zu haben. So kann man selbst neue Trends setzen, statt ihnen hinterher zu laufen.

Als ich das erste Mal gehört habe, dass es bei uns Wasser in Dosen gibt, habe ich mich gefragt, wem so etwas einfällt? Wie ist es Dir ergangen, als du die erste Dose Blue Bomb gesehen hast?

Ich habe ein ganz ähnliches Erlebnis gehabt, allerdings schon ein paar Jahre zuvor in den USA. Bei einem Einkauf in einem 7-Eleven ist mir eine auffällige schwarze Dose mit Totenkopf und der schrägen Aufschrift „Liquid Death“ ins Auge gestochen. Ich wollte natürlich gleich wissen, was für eine Art von Alko-Pop so makaber vermarktet wird. Doch siehe da, es war schlicht und einfach Sodawasser. „Das funktioniert nie“ war meine erste Reaktion, aber dann habe ich bei mehreren Club-Besuchen in US-Metropolen gesehen, wie populär die Liquid Death-Dosen bei jungen Leuten sind. Für mich war dann nur eine Frage der Zeit, bis dieser Trend auch nach Europa kommt.

Jetzt wäre es nicht nur aus ökologischen Gedanken absurd, wenn wir in Österreich Dosenwasser aus Amerika verkaufen würden. Bei Blue Bomb handelt es sich um ein heimisches Wasser, die Gebindeform erscheint mir dennoch gewöhnungsbedürftig. Dir nicht?

So ist das immer, wenn etwas Neues auf den Markt kommt. Manches setzt sich durch, anderes nicht. Ich gehe ohne Scheuklappen durchs Leben. Im Laufe der Zeit, wird man reicher an Erfahrung. Die Kehrseite ist dabei aber, dass sich der Blick für Neues verengt. Meine persönlichen Vorlieben spielen bei meinen Entscheidungen für den Club keine Rolle. Wenn ich im Volksgarten für mich und meine Freunde Musik auflegen würde, wäre der Club wahrscheinlich bald leer. Unsere Gäste sind deutlich jünger als ich und haben ganz andere Vorlieben. Das liegt in der Natur der Sache. 

Wobei der Volksgarten bewusst auf ganz junge Gäste verzichtet. Ihr habt Euch als „21+ Club“ positioniert. Wieso eigentlich?

Wir sind mit dem Volksgarten recht breit aufgestellt. Es gibt keinen Dresscode, wir haben fünf verschiedene Floors mit unterschiedlicher Musik, wir wollen inklusiv und nicht exklusiv sein. Das hat dazu geführt, dass wir am Wochenende fast immer eine lange Schlange an der Tür haben. Irgendwie müssen wir selektionieren und da ist das Alter ein naheliegendes Kriterium. Ich habe nichts gegen junge Leute, aber mit Gästen zwischen 18 und 21 gibt es einfach mehr Probleme, als wenn sie schon ein bisschen älter sind.

Zurück zum Wasser. Wieso habt ihr von der Mehrweg-Glasflasche zur Blue Bomb Dose gewechselt?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst ist Glas im Club immer ein Problem, weil es zerbrechlich ist und Scherben gerade im Nachtgeschäft sehr gefährlich sind. Trotzdem verwenden wir Gläser und keine Becher. Auch Wasser in der Einweg-Plastikflasche war nie ein Thema, weil das einfach nicht zum edlen Ambiente eines guten Clubs passt. Die Dose ist die perfekte Alternative, weil sie mittlerweile als wertige Gebindeform akzeptiert ist. Was viele vergessen haben: Auch Red Bull wurde in der Gastronomie am Anfang nur in der Glasflasche verkauft. Als Red Bull dann vor 30 Jahren die Glasflasche aufgelassen hat und zur Dose gewechselt ist, gab es bei den Clubbetreibern einen großen Aufschrei, dass dies nicht funktionieren würde. Wir haben uns geirrt – die Dose funktioniert wunderbar.

«Die Gäste fühlen sich mit einer lässigen Dose einfach wohler als mit einer Glasflasche.»

 Und was sind die weiteren Gründe für den Wechsel von Glas zur Dose?

Wir haben beobachtet, dass sich die Gäste mit einer lässigen Dose einfacher wohler fühlen, als mit einer Glasflasche in der Hand. Natürlich müssen Haptik und Optik passen, damit ein wertiges Image vermittelt wird, aber das ist bei Blue Bomb zweifellos gegeben. Wir verkaufen jedenfalls mehr Wasser in Dosen als zuvor in Flaschen. Dann ist auch das Handling wesentlich einfacher. Mehrweg-Gebinde machen einfach mehr Arbeit. Was viele nicht wissen: Wenn man, so wie wir, die Dosen konsequent recyclet, ist es auch ökologisch sinnvoller. Die Dose hat einen geringeren Carbon-Footprint als Glas.

Bleibt nur noch die Frage, wer in einem Club überhaupt Wasser bestellt? Lebt das Nachtgeschäft nicht von alkoholischen Getränken?

Na klar, wobei sich auch hier das Konsumverhalten wandelt. Es wird nicht zwingend weniger Alkohol getrunken, aber doch deutlich bewusster. Das gilt übrigens auch für den Zuckergehalt der Getränke. Außerdem wird Wasser oft als Beigetränk zu Spirituosen wie Whisky, Rum und Tequila bestellt.

Wie schaut es bei den Longdrinks aus? Da verwendet ihr Soda aus der Schankanlage, oder?

Nein. Unser Credo ist Perfect Serve wo immer es geht. Bei Wodka-Soda oder – ein ganz aktueller Trend – Tequila-Soda wird ein Glas mit Eis sowie ein weiteres 4cl Glas mit der Spirituose eingestellt und eine prickelnde Blue Bomb Dose vor dem Gast geöffnet. Dann können die Gäste selbst das Mischungsverhältnis entscheiden.   

«Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Trend zur Dose auch nach Europa kommt.»

wer & was

Volksgarten Clubdisco

Volksgarten (Heldenplatz) 1010 WienÂ