Wenn Anreisende den Begriff „Arsch der Welt“ in den Mund nehmen, entgegnet ihnen Sandra Muxel stets lächelnd: „Vielleicht. Aber es ist der schönste Arsch der Welt.“ Vor vier Jahren arbeitete sie, so wie ihr damaliger Freund und jetziger Partner Simon Leiter, in Innsbruck. Sie waren glücklich. Alles war gut. Das hätte ruhig noch ein paar Jahre so weitergehen können. Doch als Sandra überraschend schwanger wurde, stellte sich die Frage der weiteren Zukunftsplanung konkret. „Ich will, dass unsere Kinder im Bregenzerwald aufwachsen“, war ein klar ausgesprochener Wunsch, dem der gebürtige Osttiroler Simon nach kurzer Bedenkzeit zustimmte. Auch wenn Sandras Eltern, Wilhelm und Hermi Muxel, im Betrieb noch voll aktiv waren und sich mit einer Übergabe wohl noch etwas Zeit gelassen hätten, war ihnen die Rückkehr der Tochter samt Mann und Kind vor drei Jahren hochwillkommen. Seither arbeiten hier zwei Generationen Hand in Hand. Die Betriebsübergabe ist ein schrittweiser Prozess, der in den nächsten Jahren abgeschlossen sein soll. Die großen Investitionen in Wellness-Bereich und Zimmer zeugen jedenfalls vom Vertrauen in eine hoffnungsfrohe Zukunft.
Mein Opa hatte ein bisschen etwas gespart gehabt, sonst hätte er sich dieses Haus nicht kaufen können. Es war aber um vieles kleiner und wurde von meinen Großeltern weiterhin zumindest nebenher als landwirtschaftlicher Betrieb geführt, allerdings schon damals mit ein paar Betten und einer kleinen Gastronomie. Mein Opa ist dann sehr früh verstorben, also haben meine Oma und mein damals noch sehr junger Vater den Betrieb geführt und schrittweise vergrößert. Der entscheidende Einschnitt kam im Jahr 2005, als eine riesige Mure unser Haus schwer beschädigt hat. Damals hat sich mein Vater dazu entschieden, den Adler deutlich zu erweitern, ohne den Charakter des Hauses zu verändern. Von außen wirkt das Haus tatsächlich so, als ob es immer schon in dieser Form existiert hätte. Tatsächlich gibt es den Adler in dieser Größe erst seit 2006.
Wir haben die Zwangsschließung während der letzten Wintersaison dazu genutzt, ein paar Dinge zu renovie- ren beziehungsweise umzubauen. Auch wenn wir uns dezidiert nicht als Wellness-Hotel präsentieren, war es uns wichtig, einen hochwertigen Spa-Bereich im Keller zu errichten, weil sich das viele Gäste gewünscht haben. So schön Schoppernau auch ist, bei uns scheint nicht an 365 Tagen im Jahr die Sonne. Es war uns also wichtig, dass unsere Gäste auch kein Problem damit haben, einen Tag gemütlich im Haus zu verbringen. Das soll uns auch dabei helfen, die Saisonen deutlich zu verlängern. Schließlich ist es hier nicht nur im Sommer und im Winter schön. Außerdem haben wir einen Teil der Zimmer neu gestaltet, weil wir uns etwas hochwertiger und auch hochpreisiger positionieren wollen.
Es muss einfach zusammenpassen. Schon meine Eltern haben das Haus mit extrem viel Geschmack gestaltet. Wie fast überall im Bregenzerwald wollen wir Tradition und Modernität unter einen Hut bringen. Es wurde alles von Handwerkern aus dem Bregenzerwald gemacht. Es macht einfach einen Unterschied, ob man über einen Laminatboden geht oder über Eschen-Dielen. Wir setzen nicht auf Kontraste oder Brüche, sondern auf ein harmonisches Zusammenspiel von Formen, Farben und Stilen.
Nachdem wir die grundlegende Ausrichtung festgelegt hatten – nämlich dass Simon und ich den Betrieb weiterführen wollen – war es eigentlich nicht mehr so schwer. Ich habe auch noch einen Bruder, aber der wollte nicht in den elterlichen Betrieb einsteigen. Natürlich gab es anfangs ein paar Reibungspunkte, aber meine Eltern sind sehr stolz, dass ich so einen tüchtigen Schwiegersohn nach Hause gebracht haben. Dass es jetzt mit Emma und Marie zwei Enkerln gibt, ist für sie eine große Freude. Arbeit gibt es bei uns ja genug. Zum einen haben wir neben dem Beherbergungsbetrieb auch noch ein bezauberndes Restaurant in unserer 150 Jahre alte Bauernstube, das auch bei auswärtigen Gästen sehr beliebt ist. Im Sommer kommt dann noch unser Biergarten dazu, wo man im Schatten von Kastanienbäumen das feine Wälder Bier der Brauerei Egg genießen kann. Und dann bespielen wir noch die zauberhafte Villa Maund, die nicht nur als Hochzeitslocation hoch im Kurs steht.
Dort machen wir das Catering für alle Events und Veranstaltungen. Es ist ein unglaublich malerischer Ort mit einer spannenden Geschichte. Die Villa Maund ist ein Kleinod, wie man es im gesamten Alpenraum nur selten findet. Simon hat lange im Event-Management gearbeitet und kümmert sich um die Vermarktung.
Als junge Familie mit zwei kleinen Kindern wird einem nicht fad. Insofern hat die verordnete Zwangspause für uns auch etwas Gutes gehabt. Außerdem haben wir die schon länger ins Auge gefassten Umbau- und Renovierungsmaßnahmen im Adler vorgezogen. In Schoppernau haben wir immer noch eine vergleichsweise schwache Sommersaison, und auch im Frühling und im Herbst ist mehr möglich, wenn man entsprechende Angebote schnürt. Ein Problem ist die relativ schlechte Erreichbarkeit, wenn man nicht mit dem eigenen PKW anreist. Wir bieten unseren Gästen zwar an, sie kostenfrei von den nächstgelegenen Bahnhöfen St. Anton und Dornbirn abzuholen, aber dieses Angebot wird bislang kaum genutzt. Das wollen wir in den nächsten Jahren ändern.
Sandra und Simon mit ihren Kindern Emma und Marie
(c)Mirror Arts
1890 ließ der britische Bankier John Oakly Maund eine Jagdvilla für sich und seine illustren Gäste errichten. Heute wird die Villa Maund als außergewöhnliche Event-Location genutzt.
Die Villa Maund wurde über Jahrzehnte privat genutzt, bevor sie der Vorarlberger Industrielle Josef Huber 1980 erwerben konnte.
Fotos: Emanuel Sutterlüty
Von 1995 bis 2007 überließ er sie dem Künstler Paul Renner, der hier regelmäßig große Namen der internationalen Kunst- und Kulturszene bewirtete.
Dann hat die Familie Muxel die Villa Maund gepachtet und bewirtet dort Gäste im Rahmen von unterschiedlichen Events. Während der warmen Jahreszeit ist die Villa Maund eine der beliebtesten Hochzeitslocations des Landes. Kleinere Events finden ganzjährig statt.